Mein Australien
Mein Australien - Teil 2

Duftnoten oder: Eine australische Großstadt

Zahlen sind in jedem Reiseführer nachzulesen, und in der Regel sagen sie einem nichts bis zu jenem Moment, an dem man vor Ort ist und sie einzuordnen weiß. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle ein paar Zahlen wiedergeben...

Das Northern Territory (NT) umfasst ca. eine Million dreihundertfünzigtausend (1.350.000) Quadratkilometer und hat zur Zeit einhundertsechsundachtzigtausend (186.000) Einwohner, was ungefähr 0,14 Nasen/Quadratkilometer entspricht, selbst wenn man eine große Nase hat. Was aber haben 0,14 Nasen/km² mit einer australischen Großstadt zu tun?

Um diesen Zusammenhang begreiflich zu machen muss ich noch eine Zahl zu Hilfe nehmen. Von diesen 186.000 Einwohnern des NT leben ca. 90.000 (also fasst die Hälfte) in Darwin, welches DIE Großstadt an der Nordküste ist. (In Alice Springs, der zweitgrößten Stadt im NT, leben im Vergleich dazu gerade einmal 25.000 Menschen). 90.000 Nasen, das entspricht in Deutschland einer größeren Kleinstadt – Darwin breitet sich hingegen, dem Gesamtriechraum der NT entsprechend über eine Fläche aus, von der eine deutsche Kleinstadt nur träumen kann!

Man stelle sich also eine groß-räumige Klein-stadt an einem Sonntagnachmittag vor: leere Straßen, wenig Menschen, und wo der Hund begraben ist, riecht man bei den hiesigen 30 Grad im Schatten schon nach kurzer Zeit. Doch es gibt auch das Leben einer europäischen Großstadt: es ballt sich um die 'Mall' (DAS Einkaufszentrum), erstreckt sich über ca. 10 Häuserblocks, und wäre da nicht noch Mitchell Street mit all ihren Restaurants, Backpackern, fast food-Ständen und Pubs, dann wäre auch in diesen 10 Häuserblocks der Hund...

Kann man das eine Großstadt nennen? Man kann, denn sie riecht multikulturell!

Es duftet nach Thailand, China und Vietnam, gefolgt von australischer 'haute cuisine', die in ihrem Aroma stark an die Pommesbude an der Ecke erinnert. Im nächsten Moment entstehen die grünen Hügel Irlands vor dem inneren Auge: ein Dunst von Guiness und allerlei (australischer) Biersorten wabert aus den geöffneten Türen der Pubs. Befragt man die Australier nach DEM besten Bier down under, dann ist die Antwort genau so eindeutig wie die Meinung über das beste Kölsch...
Der 'australian mate' an sich hat nichts gegen ein Bierchen auch schon zur Lunchzeit einzuwenden- an diesem Punkt sich die Biertrinker dieser Welt anscheinend einig! Die Australierin hingegen arbeitet in ihren Trinkverhalten an der langersehnten russisch-amerikanischen Freundschaft: Jim Beam mit Cola oder Wodka mit ? An dieser Stelle sind wieder die Geruchsnerven gefragt – ist es Erdbeer, Himbeer oder Johannisbeer, mit der sich der Wodka mischt?

Der Duft von Frischgebackenem zieht Menschenmassen in DIE scheinbar einzige Bäckerei der Stadt: die Pies (Pasteten) aller Art sind unvergleichlich, Süßes ein MUSS, und Weißbrot bekommt man in allen erdenklichen Formen. Doch umsonst tastet das Auge über die Regale auf der vergeblichen Suche nach jenem Getreidegemisch, das in Deutschland gemeinhin als "Brot" bekannt ist. Deutschland hat an dieser Stelle keine Chance - aber immerhin duftet es danach!

Das Aroma von frischem Kaffee gleich um die Ecke entsteigt unter Garantie einer italienischen Bohne, die annähernd den Koffeingehalt verspricht,den man sich nach dem
Aufbrühen in der Tasse erhofft - und tatsächlich in der 'Roma Bar' auch bekommt, einem Café, das so italienisch ist wie man es sich nur vorstellen kann.

Im nächsten Augenblick steht man mitten in Paris, bereit den Eiffelturm zu ersteigen. Oder ist es nur das Gemisch vom Rasierwasser und Parfum,das diese Horde von Backpackern hinterlässt, die gerade die Straße überquert? Einmal dem Mief des schäbigen Ford Falcon entstiegen, der, vollgepackt bis unters Dach, Australien schon zwei Mal umrundet hat, geht es unter die heiße Dusche, und man staunt darüber, wie viel Platz so mancher "Kulturbeutel" in einem Rucksack einnimmt.

Wie beschreibt man jedoch den Duft von England, das Land, das diesem Kontinent seinen Stempel aufgedrückt hat und zu dem hier eine Art Hassliebe besteht? England, das ist Devonshire Tea mit Sahne und Gebäck, und natürlich Fish'n Chips!
Was ist daran denn nun 'typisch australisch'?

Der staubige Geruch der roten Erde unter der gnadenloser Sonne des Outback, das sich über tausende von Kilometern um Darwin erstreckt und allen Düften wiederum seine eigene Note gibt, gemischt mit der salzigen Luft des Meeres, das ist 'typisch australisch'. Dieses und die Weite drumherum, die gerade mal 90.000 Nasen dazu berechtigt, sich Großstadt nennen zu dürfen: eine kleine Stadt in einem großen Land - und mit einem so großen Herzen, dass ich mir in Europa so manches Mal wünschen.

Männer oder: Eine weltweite Marktlücke

FRAGE: Was haben ein kölscher Kneipenbesitzer, ein harter bushman aus dem NT und ein elitärer Schiffskapitän aus Queensland gemeinsam?

Die Antwort lautet SNAG, und eine ganze Generation von Australiern (oder Männern im allgemeinen?) zwischen 30 und 40 behauptet von sich ein SNAG zu sein: ein Sensitive New Age Guy.

Abgesehen davon, dass dieses Wort mitunter überbeansprucht wird, heißt es nichts anderes, als dass die traditionellen Männer- und Frauenrollen sich langsam in Auflösung befinden - dass die australische Frau neben Kindern und Haushalt AUCH arbeiten darf. Doch SNAG hin oder her: es geht nichts über die Gesellschaft der mates (Kumpel) im pub, und getanzt wird nur wenn man(n) sehr betrunken ist...

Und noch eine Frage: Was ist der Unterschied zwischen einer Eisenwarenhandlung, einer Autowerkstatt und einem Vertrieb für Mobiltelefone?

Es gibt keinen - sie alle handeln mit 'boys toys' und werden reich dabei.

Die "instruction manual for women" (eine Gebrauchsanweisung für Frauen) wäre wahrscheinlich eine weltweite Marktlücke! Göttin sei Dank wisst ihr ja alle, dass ich Verallgemeinerungen hasse... global communications!

Wahrscheinlichkeitsrechnung oder: Das zweite Mal

Höhere Mathematik war noch nie meine Stärke, und daher will ich es auch gar nicht erst versuchen zu errechnen, wie UNWAHRSCHEINLICH es war, dass ich ein zweites Mal in die Kimberley reisen durfte!

Aber vielleicht hilft ja ein kurzer Abriss über eine Stunde 'action time' um deutlich zu machen, wie WAHRSCHEINLICH es ist, dass die Dinge in Erfüllung gehen, die man sich von Herzen wünscht... in diesem Fall zurück in den Busch!

KLAPPE, I.

  • SA, 12.40 pm: Schmetterling (S) kommt im Backpacker (BP) an, wir kommen 'zufällig' ins Gespräch und verstehen uns auf Anhieb. S geht duschen.
  • SA, 12.55 pm: JJ, Australier aus Queensland, mit 4WD (Vierradantrieb) und einen Lift durch die Kimberley anbietend, kommt ins BP und sucht S zum gegenseitigen 'beschnuppern'. In der Annahme, U sei S, kommen wir ins Gespräch.
  • SA, 13.00 pm: S und JJ fahren Kaffee trinken.
  • SA, 13.45 pm: S kommt zurück mit der Nachricht: das Auto ist voll, was sie schade findet. U auch.

BREAK: U schläft diese Nacht trotzdem gut und räkelt sich am nächsten Tag mit einem guten Buch faul am Strand.

KLAPPE, II:

  • SO, 7.30 pm: U kommt vom Strand zurück, findet eine Nachricht von S: es ist doch noch ein Platz im Auto, und sie würde sich freuen wenn U mitfahren würde. U auch.
  • SO, 7.31 pm: U ruft JJ an: ich fahre mit.
  • SO, 7.32 pm: Joey (J) , einer der tour guides, kommt ins BP: am nächsten Tag ist noch ein Platz auf seiner Tour nach Litchfield und Kakadu NP frei, und U kann umsonst mitfahren.
  • SO, 7.33 pm: bush is bush, aber U weiß nicht, ob sie neues Altes oder Altes neu sehen will.
  • SO, 7.37 pm: U ruft JJ an: ich fahre doch nicht mit. S findet das sehr schade.


BREAK: U packt ihren 'kleinen' Tourenrucksack und schläft diese Nacht trotzdem gut.

KLAPPE, III.

  • MO, 5.15 am: J kommt ins BP: er ist auf eine andere Tour gesetzt worden und weiß nicht, ob dort auch noch ein Platz frei ist.
  • MO, 5.20 am: ... kein Platz mehr frei....
  • MO, 5.20 - 7.15 am: U trinkt Kaffee und hofft, dass JJ nicht doch noch einen anderen Mitfahrer hat
  • MO, 7.20 bis 8.00 am: U weckt S. Gemeinsames Frühstück, gemeinsames Hoffen.
  • MO, 8.00 am: JJ kommt ins BP, wundert sich, dass er doch ZWEI Mitfahrerinnen hat. Nachdem sein Gepäck komplett aus- und umgeräumt ist, geht es shoppen und on the road.

MO, 11 am: JJ erzählt im Auto:

  • SO, 7.31 pm: U ruft an, sie fahre mit.
  • SO, 7.33 pm: JJ ruft Tom an: das Auto ist voll.
  • SO, 7.37 pm: U ruft an, sie fahre nicht mit.
  • SO, 7.38 pm: JJ ruft Tom an, aber es ist besetzt.
  • SO, 7.45 pm: JJ ruft Tom noch einmal an, aber es ist immer noch besetzt.
  • SO, 8.00 pm: JJ ruft Tom ein drittes Mal an, aber diesmal geht keiner an's Telefon, und er beschließt doch nur mit einer Mitreisenden, nämlich S, zu fahren....

Nach 3 1/2 Wochen gemeinsamer Reise mit Sylvia und John, die sich irgendwann in dieser Zeit als Paar gefunden haben, war ich wieder einmal in Broome.

Doch was in dieser Zeit so alles passierte, das ist eine andere Geschichte....

 

 

"Elsie" oder: Logisch – Freitag der 13!

Elsie ist für eine Japanerin erstaunlich weiß, hat beinahe einen Meter Bodenspielraum und ist der hübscheste Landcruiser weit und breit. Nicht, weil sie 'besonders' wäre. Zum Idealbild eines 4WD fehlen ihr der Dachgepäckträger mit mindestens einem Wassertank, das zweite, dritte oder vierte Ersatzrad und der Buffalo-Schädel an der 'bull bar' (dem "quasi-Airbag" gegen Kühe und Känguruhs, die einem gerne in der Dämmerung vor's Auto laufen können - und wo ein Känguruh ist, da sind auch seine Freunde nicht weit!).

Logisch - Elsie ist UNSER Auto!

Ihr Innenleben... Aber dazu eine kleine Geschichte in der Geschichte.

Man stelle sich vor: die BUNGLE BUNGLES, ein Sandsteinmassiv, das in seiner Form- und Farbgebung wohl einzigartig auf der Welt und erst seit Beginn der 80er Jahre in das Bewusstsein der "Weltbevölkerung" gerückt ist - Juli im Norden Australiens, was meint Trockenzeit, und staubtrocken ist es bis auf diesen ersten Tag, an dem wir in den Bungle Bungles sind.

Alles blickt erstaunt zum Himmel als sich die grauen Wolken tatsächlich öffnen: das letzte Mal hat es in dieser Gegend um diese Zeit wohl vor 100 Jahren geregnet! Niemand ist auf dieses Wetter eingestellt, und als sich die Sonne am frühen Nachmittag wieder zeigt, ist alles klamm, kühl und nass. Die Sonnenkollektoren der anderen Camper (ja, in einem anständigen 4WD darf ein Kühlschrank zum Temperieren des Bieres und eine warm water shower nicht fehlen!) funktionierten an diesem Tag nicht. In jenem Moment lüftete Elsie eines ihrer kleinen Geheimnisse: eine Dusche, die man über die Abwärme des Motors heizen kann! Blanker Neid ist keine schöne Charaktereigenschaft, aber in den Gesichtern unserer 'Nachbarn' deutlich zu erkennen, als Schmetterlings Stimme hinter der Kühlerhaube plötzlich laut und vernehmlich über den campground schallte: "This shower's toooooo hot!!!!"

Elsie hatte jedoch nicht nur ihre Geheimnisse, sondern, wie es sich für eine richtige Dame gehört, auch ihre Zicken. (Ist das etwa ein Klischee?)

Die Straße vom highway bis zum National Parc ist 53 km lang, und man braucht für diese Strecke zweieinhalb bis drei Stunden.
Nach 33 km machte es plötzlich "CLANK" - nicht laut, nicht beunruhigend aber dennoch deutlich „CLANK“. Es dämmerte bereits, und bis zur 'camping area' waren es noch einmal acht Kilometer, als uns zwischen Kilometer vier und fünf ein "Roo" vor's Auto lief. Bei Kilometer sechs durften wir einen Reifen wechseln... Logisch, mittlerweile war es dunkel.
Nach drei Tagen in den Bungle Bungles mit den 'obligatorischen' walks und waterfalls ließ uns auf dem Rückweg zum highway Elsies AC (air condition) im Stich (Meine AC heißt "4 60" - 4 Fenster und 60 km/h).

JJ, wohlerzogen und Ingenieur durch und durch, konnte den Fehler nicht finden, und das CLANK gab es immer noch. Wieder kam die Dämmerung und mit ihr stieg die Temperaturanzeige.

Da standen wir also, 45 km vom nächsten roadhouse (australische Raststätte und manchmal auf 1000 Kilometern die einzige Chance Menschen vorzufinden) entfernt, mit einem Loch in der Kühlung, einer kochenden Elsie, einem mittlerweile trotz aller Erziehung fluchenden JJ, aber immerhin 35 Litern Wasser in Reserve.

Logisch, mittlerweile war es dunkel....

Teamwork war angesagt: Schmetterling behielt vom Rücksitz aus den Tacho im Blick, ich gab die ungefähren Richtungsangaben, JJ bewachte mit Argusaugen die Temperaturanzeige, und einer wie die andere sprang abwechselnd aus dem Wagen um Elsie ihr nötiges Quantum an Wasser zu verabreichen. Nach einer guten Stunde hatten wir endlich wieder "Zivilisation" erreicht: nie war eine Raststätte so schön wie 'Turkey Creek' in jenem Moment!
Nach einer provisorischen Reparatur am nächsten Morgen, und nachdem wir uns mit einem dreiviertelstündigen Helikopterflug über die Bungle Bungles (!!!!) 'belohnt' hatten, fuhren wir nach Kununurra, die nächste Stadt in 'Reichweite', denn mit einer zickigen Elsie und die Gibb River Road vor Augen erschien uns ein Provisorium zu unsicher.

Logisch, mittlerweile war es Samstag Nachmittag....

Nach 3 Mechanikern für Elsie und einem drei Tage währenden Wochenende auf einem lauten überfüllten Zeltplatz für uns waren wir endlich startklar für die GIBB.

Logisch, dass das eine andere Geschichte ist...

P.S. Das CLANK gibt es gelegentlich immer noch.

 

Rufmord

Die Kimberley noch einmal zu bereisen, das hieß, die Plätze und Orte voller Schönheit wieder zusehen, aber auch mehr Menschen, denn mittlerweile ist Ferienzeit - Hochsaison. Und doch: auch an diesen Orten kann von Menschenmassen noch langer nicht die Rede sein - Anaconda hatte uns auf der Tour wahrhaft einsame Plätze gezeigt! - und dieses Mal war ich der tour guide.

Mac Gawens Island, der Strand der nicht gerade einsam, aber doch so wenig besucht ist, dass man sich nach fünf Wochen noch an mein Gesicht erinnerte (nein, jetzt NICHT auf falsche Gedanken kommen!) - und DER Ort schlechthin zum Angeln!!!! Ja, wahrhaftig, es ist geschehen. Ute hatte eine Angel in der Hand, tatsächlich etwas gefangen (nicht essbar), und das Jagdfieber hat nun mich am Haken... und das ganze macht auch noch SPASS! Jedenfalls, für Essbares sorgte JJ. Ausgerüstet mit allem was man so für's Campen braucht, wie z.B. einem Räucherofen, und glücklich, nach drei Monaten endlich einmal wieder etwas gefangen zu haben, verwöhnten wir uns mit frisch-geräucherter Makrele, Thunfisch und Brim. Und als uns der Fisch zu langweilen begann, machten wir uns über das geräucherte Hähnchen her. Zum Nachtisch gab es damper: traditionell ein im Feuer gebackener Salzteig, aber in diesem Fall in Alu gewickelt und mit Honig und Rosinen gesüßt. Die Maden im Speck schauten uns neidisch auf den Teller - es war eine kulinarische Traumreise.

Die Kimberley mit JJ und Schmetterling noch einmal zu bereisen, hieß auch sich Zeit lassen zu können und so lange an einem Ort bleiben zu können wie ich, wie wir wollten.

Und es gab 'neue' schöne Orte: Schluchten und creeks und 'Jack's Waterhole", ein roadhouse, das einen solch eigenen Charme hatte, dass ich mir spontan vorstellen konnte eine Weile dort zu bleiben und zu arbeiten. (Allein die australischen Behörden standen mir im Weg).

Warum also Rufmord? Die GIBB hat einen Ruf und diesen nicht zu Unrecht.

Zu behaupten, wie manche Menschen das tun, sie sei einfach eine Straße durch die Kimberley, hieße ihr Unrecht zu tun.
Dieses Mal mit etwas mehr Auge fürs Detail zählte ich 174 km am Stück (!) der berühmt-berüchtigten corrugations (Wellblech), kleine "Geschwindigkeitsbremsen", die, vom Regen in den Staub gewaschen, einem eigentlich nur zwei Möglichkeiten lassen: entweder mit 80 km/h 'drüber zufliegen' (und zu hoffen, dass man nicht zu viel steuern muss), oder bei 20 km/h jede einzelne Rille zählen zu können.

Man behauptet, dass die großen Autofirmen Straßen wie diese zum Testen ihrer neuen Modelle bauen - einmal die GIBB rauf und runter könnten sie sich diese Unkosten sparen, denn keine der beiden Möglichkeiten (80 bzw. 20 km/h) lässt Konstruktionsfehler zu!

So erwies sich Elsies Reserveradaufhängung als schlecht konzipiert.

Die ohnehin schon schwer beschäftigten Schweißer an den wenigen roadhouses schoben diese simple Reparatur einfach zwischen zwei etwas aufwendigere Arbeiten wie z.B. die Rundum-Erneuerung eines Tourentrailers, gebrochene Stossdämpfer etc.

Was mir jedoch für immer im Gedächtnis bleiben wird sind die Gesichter des älteren Paares, das ihr provisorisches Lager am Rand der Straße aufgeschlagen hatten. Die seinen großen blauen Augen jenseits von Gut und Böse, fast wie erleuchtet und voller Lachen über die Unbill des Lebens, die ihren die Tränen nur mit Mühe zurückhaltend. Die Frage, ob wir helfen könnten, stellten wir nicht, denn der Anblick des neuen Subaru-4WD mit seiner gebrochenen Hinterachse erübrigte jede Erklärung. Zwei Tage später erreichte uns die Fortsetzung ihrer Geschichte: 2000$ Abschleppkosten bis nach Kununurra, wo sie noch einmal sechs Wochen auf das Ersatzteil zu warten hatten...

Man mag auf der GIBB zwar zu Fuß manchmal besser vorankommen, Geschichten und Neuigkeiten reisen jedoch jedoch schneller auf dieser einen Straße durch die Kimberley.

 

Das kleine 'Dazwischen' oder: Wieder in Darwin

Die Strecke zwischen Broome und Darwin, die ich nun mittlerweile drei Mal zurückgelegt habe - zwei Mal durch die Kimberley und ein Mal 'drumherum' – hat einen Kreis geschlossen.

So scheint es mir jedenfalls.

Beinahe 2000 km über den highway um die Kimberley herum waren im Vergleich zu den knapp 700 km der GIBB 'fahrtechnisch' ein Zuckerschlecken, wäre ich nicht in einem 26 Jahre alten VW-Bus unterwegs gewesen, der, mit der Sonne im Zenit, nach kalter Luft schrie und 80 km/h als absolute Höchstgeschwindigkeit vorgab.

So zog sich die teilweise für 10 km kerzengerade Straße durch savannenartige Ebenen, der Kassettenrekorder fraß die Tapes, und Jack Russell Terrier ist ein wortkarger Ire, der, wenn er einmal spricht, aufgrund seines Akzents nur schwer zu verstehen ist.

Ich hatte also eine Woche lang "alle Zeit der Welt" zum Träumen, day dreaming, war oft zu Hause in Köln und Heidelberg, vermisste meine Freunde und meine Familie, reiste in die Vergangenheit und malte mir die Zukunft aus wie sie sein könnte auf die ein oder andere Art und Weise, oder doch vielleicht ganz anders? Und wollte, wenn ich aus dem Fenster schaute, doch nirgendwo anders sein als dort wo ich war: im Nordwesten von down under!

Jetzt bin ich bereit für etwas Neues: die Mitte ruft.!

Down the track (wie es hier heißt) sind die 1500 km bis 'the Alice' (Springs), in dem Herz dieses großen Kontinents, wo Uluru (Ayers Rock)liegt und mir neue Geschichten und neue Kreise bringen wird.


SEID GEHERZT UND GEGRÜSST DIESMAL VON EINER 'VERWANDELTEN' UTE


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