Mein Australien Alice Springs
Mein Australien - Teil 3

Alice Springs: Vorspiel

Alice Springs ist das Herz des australischen Kontinents inmitten der Wüste, die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge ist im Reiseführer nicht angegeben, was ein Fehler ist, aber dazu später.

Ich wusste, dass es in den Nächten kalt werden würde, doch scheinbar braucht auch ein Sauna-erprobter Körper wie der meine länger als vier Tage um sich von der Hitze Darwins an die um den Gefrierpunkt liegenden Temperaturen in Alice zu gewöhnen.

Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war befand sich nahezu der gesamte Inhalt meines Rucksacks auf meinem Körper: Modell "Zwiebel", Schicht um Schicht. Des Morgens allerdings konnten diese Schichten nicht schnell genug wieder abgezogen werden, und trotzdem stellte ich dann nach einer halben Stunde fest, dass es auch im dünnen Sommerkleidchen eigentlich noch viel zu heiß war.

Während ich auf meine Outback-Tour zu Uluru, den Olgas und anderen Natursehenswürdigkeiten wartete, verbrachte ich also meine ersten Tage in Alice Springs damit mich zu akklimatisieren.

Die meisten Menschen sind von Alice enttäuscht, da es nicht gerade einer architektonischen Hochzeit entsprungen und sehr touristisch ist.

Die meisten Aborigines, und es gibt hier sehr viele, die man in der Stadt trifft sind betrunken, und man bekommt sehr schnell einen 'falschen' Eindruck von den ursprünglichen Besitzern dieses Landes. Nichts also was einen auf den ersten Blick verlockend erscheint mehr als die notwendige Zeit in diesem Städtchen zu verweilen.

Ich muss gestehen: auch mir schien es so.

Das richtige Gefühl dafür zu entwickeln "to be in the bush" wird einem in diesem Teil des Landes dadurch erschwert, dass es hier zu viele Menschen gibt. Das mag im ersten Moment erstaunen, wo es doch auf der Landkarte nichts anderes als 'Nichts' um Alice und Uluru gibt. Aber jeder, der nach Australien fährt, MUSS zu Ayers Rock (ich nehme mich da nicht aus!), und dementsprechend sieht das Ressort aus, das in unmittelbarer Nähe dieses größten Monolithen der Welt aus dem Boden gestampft ist. Alle Annehmlichkeiten - in der Preisklasse nach oben keine Grenzen - auf engstem Raum, die es einen vergessen lassen wollen wo man sich eigentlich befindet: nämlich mitten in der Wüste.

Busladung um Busladung von Touristen, die alle auf dem einen oder anderen Parkplatz ausgeschüttet werden, je nachdem ob "Sonnenauf- oder -untergang am Rock" auf dem Programm steht, aber immer mit einem Gläschen Champagner.

Vielleicht ist es den Menschen, die in Alice oder im Ressort arbeiten, gegenüber unfair sich zu wünschen, dass "die Touristen" (bin ich jetzt eine oder nicht?) nicht da wären, denn dann wären sie ja ihrer Lebensgrundlage beraubt. Aber den Wunsch kann ich ja äußern?!

War es wieder einmal meine sprichwörtliche Nase, die mich hat einmal wieder eine "etwas andere" Tour finden lassen? Oder ist nicht doch alles von einer Hand geschrieben?

Jedenfalls hatten wir neun unseren Champagner mit Blick auf die "Olgas", die nur von einzelnen Sonnenstrahlen durch eine dichte Wolkendecke hindurch beschienen wurden. So blieben uns sowohl Sonnenauf- als auch -untergang inmitten einer Menschenmenge erspart, denn die Wetterlage versprach an vier von fünf Tagen Regen.

Denkt man sich die ganzen Menschen weg, dann bleibt von Uluru der Eindruck eines gewaltigen Naturwunders.

Dieser Fels liegt einfach da inmitten der Wüste mit seinen Höhlen, Einbuchtungen, Rissen, und jede dieser Narben hat eine Geschichte über ihre Entstehung in der 'dream time'. Die 'Traumzeit' der Aborigines ist die Zeit, in der die Tiere Australiens seine Landschaft erschaffen haben.

Es würde den Rahmen des Buches sprengen, all diese Geschichten zu erzählen zu wollen, doch es soll gesagt sein: sie verdeutlichen sehr wohl wie besonders, wie heilig dieser Ort für die Ureinwohner dieses Landes ist.

Was mich zu jenem Zeitpunkt sehr verwunderte, ja ärgerte (denn es ist meines Erachtens ein Zeichen von Respektlosigkeit) ist die Tatsache, dass immer noch so viele Touristen nach wie vor diesen Felsen besteigen, obwohl doch ausdrücklich darum gebeten wird, es NICHT zu tun. Tanze ich auf dem Altar einer katholischen Kirche? Nein, ich tue es NICHT! (Obwohl ich mit dem Christentum nun wahrlich nichts am Hut habe...).

Doch zurück zur Tour.
Wieder einmal fragte ich mich, warum Menschen, die in der Stadt geboren, aufgewachsen und so vollkommen von Technik ausgefüllt sind, eine outback bush tour buchen, bei der man doch offensichtlich auf alle technischen Hilfsmittel verzichten muss...

Aber anstatt mich der Antwort auf diese Frage zu widmen beschloss ich meine Kochkünste auf dem Lagerfeuer zu verfeinern, den Leuten im rechten Moment beim Klettern eine Hand zu reichen, und meinen Speiseplan in Sachen 'bush tucker' zu erweitern.

Dieses Mal gab es als Delikatessen wichitee grubs, besonders fies aussehende dicke weiße Maden. Kurz im Feuer geröstet schmecken sie wie Rührei mit einem leicht nussigen Nachgeschmack - köstlich wenn man beim Essen die Augen schließt! Und wenn sie nicht gegessen werden entwickeln sich aus ihnen wunderschöne zart rosa gezeichnete Nachtfalter.

Sehr zum Leidwesen einiger Tour-Mitglieder hatten Ibis, unser guide, und ich die gleiche Vorliebe für den alten Dean-Martin-Song von den "24 Hours of Sunshine". Jede Tour hat so ihre high lights an "grenziger" Musik... und Ibis eine ganz wunderschöne Singstimme - ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht... Wenn man mich nach den high lights der Tour befragt ,so gibt es derer zwei.

Zum einen die 'Olgas', wiederum 'nur' Steine, die auf mich allerdings eine Faszination ausübten, die ich mit Worten nicht beschreiben kann. Gänsehaut bekam ich! Entweder man ist von ihnen fasziniert, oder man fühlt sich bedroht. Einen Mittelweg scheint es nicht zu geben.

Das zweite Highlight war die Fahrt über die dust road (unbefestigte Straße) durch das Gebiet der Rinderfarm von Curtin Springs und der Kamelfarm von Kings Creek, die Nachbarn sind. Nicht ganz so schlimm wie die Gibb, aber ähnlich staubig.

Dass Australien Kamele nach Saudi Arabien exportiert erscheint wie die sprichwörtlichen Eulen nach Athen zu tragen. Wenn man jedoch bedenkt, wie lange in Saudi Arabien schon Kamele gezüchtet werden und wie es um "junges Blut" bestellt ist, macht das ganze schon wieder einen Sinn. Jedenfalls blieben wir an jenem Tag das einzige Auto auf der Straße, und auf dem Dach des Wagens auf den swags durch die Gegend schaukelnd war jede Menge wild life zu sehen: Kängurus, Kamele Komma wilde, Papageien etc. pp. Und Ibis, ein konvertierter Städter, der lange als Schreiner in communities (Siedlungen der Aboriginies) arbeitete, wurde nicht müde uns über Flora und Fauna und Anekdoten von den Farmen zu erzählen.

Auf den ersten Blick erscheint vieles so ähnlich wie in den Kimberleys, aber beim zweiten Hinsehen realisiert man wo man sich befindet - in der Wüste!


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