Mein Australien It's just up the road!
Mein Australien - Teil 5

Umweg oder: Die australische Variante des "It's just up the Road"

Perth. Dann: grünes Farmland.

Man könnte auch in Europa sein, wären da nicht die lustigen Eukalyptusbäume. Die Bäume werden niedriger, die Erde roter, Gestrüpp und weizenfarbenes, sandfarbenes Gras, grün nur da wo es aus der durch Buschbrand abgebrannten Savanne spriesst. Am ersten Tag gibt es noch Abwechslung. Der Great Northern Highway fuehrt uns an Mt Magnet vorbei, einer Minenstadt. Das Etappenziel des Tages heisst Meekathara. 30 km vorher halten wir im Dunkeln auf einem Parkplatz am Highway. Die Weite des Himmels mit seinen Millionen und Millarden von Sternen vertreibt die Muedigkeit. Rotweintrinkend bestaunen wir die Unendlichkeit. Ich geniesse es trotz der Kaelte mal wieder zu 'swaggen', die anderen drei frieren im Camper.
Nach einem Kaffee (Schön, so ein Wohnmobil!) sind wir um 8 Uhr wieder on the road. Rainer löst mich beim Fahren ab - Linksverkehr, Rainer, LINKSVERKEHR! Kumarina und Newman ziehen an uns vorbei, das war's an Abwechslung... John sagt: "Jetzt fehlen nur noch die Dinosaurier". Ein landschaftliches Highlight am Nachmittag: die Pilbarra, eine Gebirgsmassiv verglichen mit der Landschaft, die wie zuvor durchquert haben. Wunderschön! Und ein Gefühl wie "nach Hause kommen": diese Strecke kenne ich! Unser Etappenziel Port Hedland verfehlen wir nur um knappe 20 Kilometer, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch möglichst schnell zu fahren und dem Wissen, dass der Wagen dann das Benzin nur so schluckt. Über ein improvisiertes Nudelgericht vergehen zwei Stunden, und heute reicht ein Schlafsack um draussen nicht zu frieren.
Morgendliche Routine: der erste, der aufwacht, kocht Kaffee. Doch um den Schnitt halten zu können, koennen wir uns den Luxus eines gemütlichen Frühstücks nicht erlauben, also wird der Kaffee beim Fahren getrunken. Wir sprechen viel ueber Bücher und Filme. Eigenartigerweise haben diese Eintönigkeit, lange Highways und Langeweile als Gegenstand... Zwischenstop in Broome: John und Chloe steigen hier aus. Schade. Es wäre schön gewesen wenigstens eine Stunde an Cable Beach abzuhängen. Wäre schoen gewesen... doch wir haben gerade einmal die Hälfte der Strecke hinter uns.
Also geht es direkt weiter. Es muss hier im Norden geregnet haben: vereinzelte Pfützen auf der ansonsten trockenen Strasse. Rainer und ich quatschen auf unserem Nachtparkplatz über Tod und Teufel - es war eine gute Idee den Rotwein zu kaufen.
Mit den ersten Sonnenstrahlen bin ich wach, Morgenroutine. Das Licht der frühen Morgenstunden entschaedigt uns nur kurz für die lange Gerade vor uns. Wir zählen tote Känguruhs, und bei 75.384 freuen wir uns, dass wir nachts nicht fahren dürfen. Ich kenne die Strecke zwischen Broome und Darwin ja - das Wissen erfordert eine gewisse mentale Staerke - und ich bin froh, dass Rainer sie noch nicht kennt. Fitzroy Crossing und Halls Creek sind nach wie vor dieselben, und in Halls Creek ist es Rainer der vorschlägt nach dem Tanken den Ort so schnell wie möglich zu verlassen... Wir fressen Kilometer. Gestern hatten wir den Wendekreis des Steinbocks überquert, und heute wird uns die Bedeutung dessen erst so richtig bewusst: es ist warm, heiss, und Petrus vergisst am Abend es abkühlen zu lassen. Trotzdem machen wir ein Lagerfeuer, das erste auf diesem Trip, sozusagen als Belohnung für das was wir heute geschafft haben. Die Luft im Wohnmobil steht nach dem Kochen – leider auch draussen, und die Klimaanlage funktioniert nur, wenn man an der "Dose" haengt. (Schoen, so ein Wohnmobil?).

Ich hatte die Wahl zwischen "Schmoren im Schlafsack" oder "Moskitos in Massen", doch leider konnte ich mich nicht entscheiden und bin deshalb froh, als die Nacht vorbei ist. Rainer ist ebenfalls erleichtert dem "Kohleofen Campervan" entkommen zu sein. Doch der Fahrtwind bringt nur mentale Abkühlung. Ein kurzer Stop in Katherine am Mittag wo ich meinen Flug rückbestätige und uns für den nächsten Tag in der 'Gecko Lodge' einbuche. Die nächsten 60 Kilometer bis Edith Falls hält uns allein der Gedanke an deren See aufrecht. Ein Sprung ins - lauwarme - Wasser, aber in diesem Moment ist uns jede Badewanne recht! Die Klamotten werden zur Dekontaminierung in Plastiktüten verpackt -  waschen reicht da nicht mehr.

Wir diskutieren kurz ob wir die Spiegeleier auf dem Asphalt braten sollen, entscheiden uns aber dann doch fuer die Pfanne. Ein sehr schnelles Abendessen, denn nach 10 Minuten treiben uns die Mossis zurück in den Wagen. (Schoen, so ein Wohnmobil!).
Nach dieser Nacht werde ich nie, nie mehr über Klimaanlagen lästern, versprochen!
Um 6 Uhr wieder on the road trennen uns nur noch 350 km von Darwin, Zeit genug für eine Kaffeepause in Hayes Creek. Diese Raststaette IST Filmkulisse - man darf nur nicht das kleinste bisschen verändern! Ganz besonders gut gefaellt mir das Häkeldeckchen mit den winzigen Bommeln auf dem Milchkrug... gegen die Fliegen.
Ach, die Fliegen, ich vergass. Sie lösen des Morgens die Moskitos ab kaum das man die Augen aufschlaegt, und man gewinnt schnell den Eindruck komplett aus Sch... zu bestehen.
Fünfeinhalb Tage später und 4670 Kilometer weiter nördlich halten wir vor "meinem" Hostel, und als erstes faellt mir Kent um den Hals: "You are back!". Ja, ich bin wieder da.
Auf dem Hof der Autovermietung steht ein sehr zerknautschtes Wohnmobil. Ich frage, ob es einen Unfall mit einem Roadtrain hatte, aber es wurde wohl 'nur' von einer Kuh geküsst. Nachdem der Papierkram erledigt ist, faellt mir ein Stein vom Herzen: Schön, so ein Wohnmobil erfolgreich überführt zu haben!
Am Abend feiere ich eine 'Welcome back'-Party mit Kent, und "the day after" verbringe ich mit der Vertreibung des Katzentiers, welches mir die Party um den Hals gehängt hat.

Wie es in Bali war wisst ihr ja bereits.

Nach so vielen Kilometern, Perth - Darwin, Bali und zurück war ich der Meinung erst einmal eine Pause verdient zu haben. Ich träumte von zwei Tagen, die ich ausschliesslich in der Hängematte verbringen wollte, doch das Universum hatte andere Pläne mit mir. Doch davon mehr im nächsten Kapitel.

Mit den allerliebsten Gruessen und dem allabendlichen Gewittersturm im Herzen!

Ute

 


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